Island – Teil 2 (Westen)

Iceland – Part 2 (West)

Juli und August 2021 reisten Ursula und ich sieben Wochen durch Island. Dieser Blog schildert unsere Reise durch den Westteil der Insel. Die Westfjorde liegen ganz im Nord-Westen der Insel abseits der Ringstraße, sodass hier deutlich weniger Touristen anzutreffen sind. Wegen der vielen Fjorde kommt man mit dem Auto nur langsam vorwärts.

Ursprünglich war da Land ein ebenes Plateau vulkanischen Ursprungs. Über einen langen Zeitraum haben Flüsse, Wind und vor allem Gletscher die Landschaft geformt, sodass heute tief eingegrabene U-Täler das Erscheinungsbild prägen.

July and August 2021 Ursula and I travelled seven weeks through Iceland. This is the blog covering the western part of the island. The Westfjords are located in the north-west of the island far away of the ring road, Iceland’s main traffic arteria. As a result, less tourists find there way to this region.

Initially the country has been a flat plateau of volcanic origin. However, over millions of years rivers, wind and in particular glaciers have carved the landscape which today consists of steep U-shaped valleys and plateaus.

2815.JPG
2861.JPG

Die germanisch/heidnische Religion hielten sich in den Westfjorden länger als im Rest von Island. Das mag ein Grund dafür sein, dass hier im 17. und 18. Jh. eine wesentlich größere Anzahl an Personen als Hexer verbrannt wurde als im Rest von Island. Ein sehr informatives Museum in Holmavik berichtet über diese fürchterliche Epoche. Die Opfer waren (anders als in Zentraleuropa) mit einer Ausnahme ausschließlich Männer. Die Vorwürfe umfassten zB. den Gebrauch einer Leichenhosen aus menschlicher Haut durch die man Reichtum zu erlangen konnte; Methoden um Stürme zu erzeugen; und Wiedergänger, die aus ihren Gräbern zurückkehrten.

Pagan religion remained longer in the Westfjords than in the rest of Iceland. This might be one of the reasons that in the 17th and 18th century in this region a much larger number of persons has been burned as alleged sorcerers than in the rest of Iceland. In Holmavik a very instructive museum informs about this horrible time. With one exception all victims were male which is in sharp contrast to Central Europe. Allegations included the use of a trousers made out of the skin of dead people in order to achieve wealth; sorcery to create storms; and revenants who return from their graves.

Nahe Isafjördur wurde ein kleiner Fischereiposten restauriert. Das Museum veranschaulicht die Lebens- und Arbeitsweise der isländischen Fischer. Man beachte die lange Angelleine mit vielen Haken dran, die das Fischen effizienter machte und heute noch in Gebrauch ist. Die Fischer benutzten gestrickte Woll-Fäustlinge mit zwei Daumen, so dass sie im Bedarfsfall (Nässe, Löcher) den Fäustling einfach umdrehten

Near Isafjördur a small fishing base has been restored which shows the living and working conditions of the fishermen. Mind the long fishing line with many hooks on it which made fishing more efficient and still is in use. The fishermen wore woolen mittens with two thumbs. If needed (wet or worn out) they just had to wear it the other way round.

Von den 1930er bis zu den 1950er Jahren gab es einen kurzlebigen Hering-Boom.  Nachdem die Heringe ihre Migrationsrouten änderten verfielen viele der Fischfabriken, von denen heute eine als Museen restauriert werden. 

From the 1930s until the 1950s a short-lived herring industry existed. When herrings changed their migration course these factories collapsed and one currently is restored to serve as a museum.

An der Nordspitze der Westfjorde liegt das Naturreservat Hornstrandir. Diese entlegene Halbinsel kann nur mit dem Boot erreicht werden, entweder von Osten (Nordur fjördur) oder von Westen (Isafjördur) her. Das Anlanden bedarf etwas Geschick. Das Arrangement ist einfach: Man vereinbart mit dem Kapitän des Schiffes, wo man abgesetzt werden will sowie das Datum und den Ort, wann/wo man wieder abgeholt werden soll. Davon abgesehen ist man auf sich allein gestellt. Um alle Wege des Naturreservats abzugehen würde man etwa zwei Wochen benötigen. Wir starteten in Latravik, marschierten über den Pass und schlugen im Lager Höfn unser Zelt auf, von wo wir Tagesausflüge unternahmen. In diesem Naturreservat hat man eine gute Chance, die berühmten Polarfüchse aus nächster Nähe beobachten zu können. Die Polarfüchse sind die einzigen Säugetiere, die es (während der Eiszeit) von Grönland aus nach Island geschafft habe. Ihr Bejagung ist heute komplet verboten.

At the northern tip of the Westfjords there is a natural reserve called Hornstrandir. This remote peninsula can only be reached by boat from the east (Nordurfjördur) or from the west (Isafjördur). Reaching the shore is a bit challenging. The procedure is simple: You agree with the captain of the ship where to be dropped as well as the day and place where you want to be picked up again. Beyond that you are on your own. You need to walk some two weeks if you want to do all the trails of the natural reserve. We started in Latravik, crossed the pass and made the campsite in Höfn our home base from where we conducted day trips. In this natural reserve one has a good chance to observe the famous arctic foxes at close range. Any hunting is strictly forbidden. These arctic foxes are the only mammals which made it on their own during the ice age to Iceland. At that time Greenland was connected with Iceland by a huge ice shield.

3534.JPG
3550.JPG
3595.JPG
3599.JPG
3650.JPG

Nach Nordurfjördur zurückgekehrt hatten wir das Vergnügen an einer informellen isländischen Strandparty teilzunehmen.

Returning to Nordurfjördur we had the pleasure to attend an informal Islandic beach party.

Die meisten Straßen in Island sind natürlich asphaltiert. Eine Ausnahme davon ist die Straße # 622 um die Halbinsel Svalvogar. Sie gilt als eine der „gefährlichsten“ Straßen Europas“ und stellt wegen ihrer Ausgesetztheit eine Art „Kultstrecke“ dar. Natürlich wollten auch wir uns dieser „Herausforderung“ stellen. Die ca. 50 km lange ungesicherte Lehm/Schotter-Straße folgt der Küstenlinie und wird in beide Richtungen befahren, sodass man immer mit Gegenverkehr rechnen muss. Man sollte außerdem auf die Gezeiten achten, da bei Flut und hohen Wellen ein Teil der Straße vom Meer überflutet sein kann.

Most roads in Iceland are paved of course. An exception is road # 622 which leads around the Svalvogar peninsula. The road is renown to be one of “Europe’s most dangerous roads”. Due to its exposedness, it has become something like a must-do. The 50 km long unprotected gravel/mud road follows the coastline and is driven in both directions. One therefore always has to calculate with oncoming traffic. Furthermore, one has to keep an eye on the tide tables as when high tide is combined with big waves one section of the road is flooded by the sea.

4350.JPG

Zu den kulinarischen Besonderheiten Islands gehört der Gammel Hai (Hákarl). Das Fleisch stammt vom Grönlandhai, der seinen Harnstoff/Urin im Blut anreichert, um den osmotischen Druck des Meerwassers auszugleichen. Das Fleisch riecht dementsprechend intensiv und ist für den Menschen giftig. Angesichts wiederkehrender Hungersnöte fanden allerdings findige IsländerInnen vor mehreren Jahrhunderten heraus, dass man das Fleisch verzehren kann, wenn man es für mehrere Monate unbehandelt im Boden vergräbt und dann lufttrocknet, um den Ammoniak Gehalt zu reduzieren. Geschmack und Geruch sind trotzdem noch recht gewöhnungsbedürftig. Normalerweise isst man das Fleisch in kleinen Happen mit Schnaps und schwarzem Brot.

Hákarl (fermented shark) is a national dish and culinary specialty of Iceland consisting of the meet of a Greenland shark. This fish enriches its blood with urea/urine in order to balance the osmotic pressure of the saltwater. The aroma is intensive and the meat poisonous. Probably as a result of the recurrent famines centuries ago some smart people found out that one can eat the meat once it has been stored untreated in the soil for several month and then dried in the wind in order to get rid of the ammoniac. Never the less, one still has to get used to the taste and smell. Usually the meat is eaten in small bites with a local brandy and dark bread.

Der Handel mit Alkohol ist in Island streng reglementiert - es besteht ein staatliches Monopol. Alkohol darf nur in speziellen Vinbudin genannten staatlichen Läden, verkauft werden. Daneben dürfen auch Restaurants und Bars mit einer besonderen Lizenz alkoholische Getränke ausschenken. Die 1915 eingeführte Prohibition wurde bereits 1922 gelockert als Wein (als Resultat eines Handelskriegs mit Spanien) legalisiert wurde. Bereits 1934 wurde auch das Verbot von hochprozentigem Alkohol aufgehoben. Überraschenderweise blieb Bier über 2,25 % jedoch noch bis zum Jahre 1989 verboten. Der Grund dafür lag angeblich darin, dass man annahm, auf Grund der wesentlich größeren zu konsumierenden Menge von Bier, eine Überwachung des Verbots leichter durchführen zu können. Heute gibt es eine Reihe von lokalen Kleinbrauereien, die exzellentes craft-beer herstellen.

Selling alcohol is strictly regulated in Iceland. There is a state monopoly. Alcohol can only be purchased in special state-owned shops called Vinbudin. In addition, licensed restaurants and bars can serve alcohol. The 1915 prohibition was already softened in 1922 when wine (as a result of a trade war with Spain) was legalized. In 1934 the ban on hard liquor was lifted. Surprisingly, it took until 1989 that the prohibition of beer stronger than 2.25 % was lifted. Allegedly the reason behind this ban was that it was considered easier to administer the beer ban as it included much larger quantities. Today there are a number of local breweries producing excellent craft beer.

Zur Zeit der Besiedlung Islands im 9. Jh. waren ca. 20-25% der Insel mit Buschwerk und Birkenwäldern bedeckt. In den folgenden Jahrhunderten führten Abholzung (für Holzkohle), Überweidung durch Schafe sowie Bodenerosion durch Wind und Wasser zu einer fast völligen Entwaldung - eine menschenverursachte ökologische Katastrophe enormen von enormem Ausmaß. Heute sind nur mehr rund 1 % der Landmasse von Walde bedeckt (siehe den Vergleich in den beiden Landkarten). Einzig Schwemmholz aus Sibirien, dass an den Küsten angeschwemmt wurde, konnte als Bau/Brennholz verwendet werden. Dies zeigt sich insbesondere in den traditionellen Bauformen. Aus Mangel an Holz und Lehm wurden früher die Häuser meist aus Stein, Torf und Rasenziegeln errichtet.

At the time of the settlement in the 9th century approximately 20-25% of the island were covered with birch trees or bushes. During the following centuries logging (for charcoal), overgrazing by sheep and soil degradation by wind and water erosion led to a nearly complete deforestation - a human induced ecological disaster. Today only 1 % of the island is covered by forest (compare the two maps). Only drift wood, mainly coming from Siberia, could be used for heating and construction. This had an impact on the way buildings were constructed. Due to the lack of wood and clay houses traditionally were built out of stone, turf and grass sods.

Die Zahl der Schafe in Island übertrifft die Zahl der Einwohner. Über den Sommer bleiben die Schafe im Freien und leben unbeaufsichtigt in den Bergen. Heute werden Schafe hautsächlich wegen ihres Fleisches gezüchtet. Auch wir haben uns natürlich mit Islandpullovern eingedeckt.

Sheep in Iceland still outnumber the population. During summer sheep stay out in the open air roaming unguarded in the mountains. Today sheep are primarily breed for the meet. Of course, we too have purchased Iceland pullovers.

Zur Zeit der Landnahme im 9. Jh. durch die Wikinger war die Fläche, auf der Vegetation wuchs, deutlich größer als heute (siehe den Vergleich in den beiden Landkarten). Wie in der Satelliten Aufnahme (drittes Foto) zu sehen ist das Landesinnere Islands weitgehend ohne Vegetation. Klimaschwankungen (kleine Eiszeit), Überweidung und Bodenerosion haben diese Fläche beträchtlich reduziert. Zudem dauerte es viele tausende Jahre bis sich über einem Lava Feld eine Humusschicht bildet. Mit zunehmender Höhe herrscht dominiert Tundra-artige Vegetation. Trotzdem findet man im Sommer an vielen Stellen eine wunderschöne Blumenpracht.

During the time when the Vikings settled Iceland in the 9th century the extent of vegetation was bigger than today (see the comparison in th etwo maps). As can be seen in the satellite image (third picture) the interior of Iceland is more or less without vegetation. Changes in climate (small ice age), overgrazing, soil degradation and erosion have significantly reduced the area where vegetation is growing. Besides, it takes thousands of years until a lava field is covered with humus. In higher elevations a tundra-style vegetation is predominant. Never the less there are many places where in summer one can find a variety of beautiful flowers.

Im Juli wurde es die ganze Nacht nie dunkel. Ab August erlebten wir fast jede Nacht spektakuläre Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge – kurz hintereinander.

During most of July it never became dark at night. In August we witnessed nearly every night spectacular sunsets and sunrises – with only few minutes in between.