Georgia: 4. Tusheti - A Place Locked in Time, August 2022

Georgien: 4. Tuscheti – Wo die Zeit stehen geblieben ist, August 2022

 

ENGLISH: One of the highlights of our travel through Georgia was a two-week journey to Tusheti, the least developed part of Georgia located in the north-east of the country. The region is populated by the Tush who live in approximately 45 villages. Half of the year this isolated area (969 km2 / 374 sq mi) which belongs to the Greater Caucasus can only be accessed by air. In the north and the east it borders Russia (Chechnya, Dagestan). Since the middle of the 19th century most of the population only spend the summer months in Tusheti while for the cold season they move with all their cattle to the lowlands of Kakheti province. For detailed information about Tusheti look at: https://tusheti9.webnode.cz/ and Emily Lush, 22 Things to Know Before You Visit Tusheti, Georgia: The Ultimate Tusheti Travel Guide  https://wander-lush.org/visit-tusheti-georgia-tips-guide/ .

DEUTSCH: Ein Höhepunkt unserer Reise durch Georgien war der zwei-wöchige Aufenthalt in Tuscheti (Tuschetien), der am wenigsten entwickelten Region im Nord-Osten des Landes, die von den Tusch bewohnt wird. Das 969 km2 (374 sq mi) große Gebiet ist Teil des Hohen Kaukasus und die Hälfte des Jahres von der Außenwelt abgeschlossen. Im Norden und Osten grenzt Tuscheti an Russland (Tschetschenien und Dagestan). Seit Mitte des 19. Jh. verbringen die Einwohner nur die Sommermonate in dieser abgeschiedenen Region, während sie in den Wintermonaten mit ihrem gesamten Vieh in die tiefergelegenen Gebiete von Kacheti ziehen. Für mehr Infos zu Tuscheti siehe: https://tusheti9.webnode.cz/ und Emily Lush, 22 Things to Know Before You Visit Tusheti, Georgia: The Ultimate Tusheti Travel Guide  https://wander-lush.org/visit-tusheti-georgia-tips-guide/.

The only road leading to Tusheti is via the Abano pass (2,826 m / 9,272 ft) which is closed from mid-October till May and considered the most difficult / dangerous pass in Europe. The 50 km / 30 mi long single-lane gravel road runs along a deep gorge and has no guard rails. With a maximum gradient of 17 % there are only occasional opportunities to let oncoming traffic pass. Many switchbacks require reversing the vehicle. The road requires a 4x4 with high clearance. Get a glimpse of the difficulties by looking at this video https://www.youtube.com/watch?v=3azVdYS4c3w

Tuscheti kann nur über eine einzige Straße erreicht werden, die über den Abano-Pass (2.826 m) führt, der als der schwierigste / gefährlichste Pass Europas gilt und von Mitte Oktober bis Mai geschlossen ist. Die 50 km lange und bis zu 17 % steile einspurigen und ungesicherte Schotterstraße verläuft entlang einer steilen Schlucht. Zahlreiche Spitzkehren können nur mit Reversieren befahren werden. Es gibt nur gelegentlich Ausweichbuchten, um den Gegenverkehr vorbeizulassen. Man benötigt unbedingt einen Allrad mit hoher Bodenfreiheit. Das folgende Video zeigt eindrücklich die Schwierigkeiten https://www.youtube.com/watch?v=3azVdYS4c3w .

Unfortunately each year up to ten people die on this road. The majority of the cases is related to alcohol consumption or technical failure of the vehicle. A large number of memorial stones are lined up along the road.

Unglücklicherweise verunfallen pro Jahr bis zu zehn Personen auf dieser Strecke. Die Mehrzahl der Unfälle ist auf Alkohol bzw. technisches Gebrechen am Fahrzeug zurückzuführen. Am Straßenrand befindet sich eine große Zahl an Gedenksteinen. 

Eventually, we made it to the top where a dynamic young lady called Daji runs an improvised coffee shop in the summer. The northern side of the pass is less dangerous but can get tricky and slippery during rain. After a total of five hours drive we reached the town Omalo. From the point of view of a 4x4-enthusiast it is great that roads of this kind still do exist 😊.

Schließlich erreichten wir die Pass-Höhe, wo eine dynamische junge Frau mit dem Namen Daji über den Sommer ein improvisiertes Kaffeehaus betreibt. Die nördliche Seite des Passes ist weniger anspruchsvoll, kann aber bei Regen sehr tückisch und rutschig werden. Nach fünf Stunden Fahrt kamen wir schließlich in der Stadt Omalo an. Schön, dass es solche Straßen heute noch gibt 😊.

Half way up at the southern side of the pass there is a thermal sulfur bath. Although the facilities do not look very inviting at the first glance, there are three private cabins which provide for a nice bath in the 30 degree C (86 F) warm water. 

Am Südabhang befindet sich auf halber Strecke ein Schwefelheilbad. Obwohl die Anlage auf den ersten Blick nicht sehr vertrauenserweckend aussieht gibt es drei private Räume, wo man in dem 30 Grad warmen Wasser gut Baden kann.

Secluded from the rest of the world, Tusheti has a fascinating history and unique culture – truly an area where time stood still. During Georgia’s Christianisation, people who wanted to maintain their pagan belief fled to these remote mountain valleys. Many houses and tombstones still bear pagan symbols, some related to worshiping a sun god. Most of the 48 villages still have holy places / shrines (called Khati) where pagan or animistic tradition is observed. Traditionally women are forbidden to come near to these sites, something which is still enforced today. When asked for the rationale behind this provision, nobody was able to provide any reason. Maybe influenced by their Muslim neighbours in the north (Chechnya, Dagestan), no pork is allowed in Tusheti although the Tush eat pork when they travel outside their territory.

Vom Rest der Welt weitgehend abgeschlossen hat sich in Tuscheti eine eigene faszinierende Kultur erhalten, wie es scheint, ist hier die Zeit stillgestanden. Während der Zeit der Christianisierung sind Menschen, die den heidnischen Glauben nicht aufgeben wollten, in diese entlegenen Gebirgstäler geflüchtet. An vielen Häusern und Grabsteinen finden sich daher noch heidnische Symbole eines ehemaligen Sonnenkults bzw. Spuren einer alten animistischer Religion. In jeder der ca. 48 Ortschaften gibt es einen heiligen Platz, an dem heidnischen Gottheiten geopfert wird. Traditionellerweise dürfen diese Plätze auch heute nicht von Frauen betreten werden. Wenn wir nach dem Hintergrund dieser Bestimmung fragten konnte uns niemand einen Grund nennen. Möglicherweise beeinflusst durch die muslimischen Nachbarn im Norden (Tschetschenien, Dagestan) ist die Einfuhr und der Verzehr von Schweinefleisch in Tuscheti verboten, obwohl die Tusch Schweinefleisch konsumieren, wenn sie ihr Gebiet verlassen.

As in other parts of the Greater Caucasus, people themselves had to take care of defense. Each family / each clan had its own defense tower where the family lived during the dangerous summer months. Only after the first snowfalls when mountain passes became impassable, families moved to the “boslebi”, a part of the village which was less fortified. In case of danger the villages were able to alarm other villages via fire signals. As a result, for many centuries the social structure of the villages was based on a warrier culture. Initially people lived in the mountain villages the whole year. Since the mid-19th century people move with their cattle over the Abano-pass to lower areas of Kakheti before the first snowfall. During the 1950s/60s Soviet authorities tried to permanently evict the population from this remote region. Apart from the now starting tourism the main source of income is cattle, horse and sheep breeding. There is some wildlife, but we only were able to observe vultures and eagles.

Wie auch in den übrigen Berg-Regionen Nord-Georgiens musste die Bevölkerung die Verteidigung selbst in die Hand nehmen. Aus diesem Grund hatte jede Familie / jeder Klan neben dem Haus auch noch einen Wehrturm, in dem die Familie während der gefährlichen Sommermonate lebte. Erst nach dem Beginn der Schneefälle, die eine Angriff unmöglich machten, zogen die Familie in das „boslebi“ einen Ortsteil, der weniger befestigt war. Im Fall einer Gefahr waren die Dörfer in der Lage, einander durch Feuerzeichen zu waren.  Notgedrungener maßen basierte das dörfliche Zusammenleben jahrhundertelang auf einer Krieger-Kultur. Ursprünglich lebte die Bevölkerung das gesamte Jahr über in den Bergdörfern. Seit Mitte des 19. Jh. zieht die überwiegende Mehrzahl der Bewohner während der Wintermonate mit ihren Herden über den Abano-Pass in die tieferliegende Gebiete der Provinz Kacheti. In den 1950er /1960er Jahren versuchten die sowjetischen Behörden die Bevölkerung permanent aus diesen entlegenen Gebieten abzusiedeln. Neben den neuen Einnahmequellen aus dem Tourismus leben die meisten Menschen von der Vieh-, Pferde- und Schafzucht. Von der Tierwelt habe wir nur Adler und Geier gesehen.

Omalo (at 1880 m / 6170 feet, some 40 inhabitants) is the central village in Tusheti from where different valleys separate in various directions. Its fortified part called Keselo is a landmark in Tusheti. The two last photos show traditional Tushetian food including Kinkali and Kotori (Tushetian khachapuri).

Omalo (1880 m, circa 40 Einwohner*innen) ist der Zentralort von Tusheti, von dem mehrere Täler in verschiedene Richtungen abzweigen. Der befestigte Ortsteil Keselo bildet eine bekannte Sehenswürdigkeit. Die beiden letzten Fotos zeigen typische Tuscheti-Speisen, ua. Kinkali und Kotori (Tushetian khachapuri).

As everywhere in Georgia, wild camping is possible here. On a hill near Omalo we became friends with Marc, a Danish motorcycle overlander who has been traveling around the world for 16 years already.

Wie überall in Georgien war auch hier das Wild-campieren möglich. Auf einem Hügel nahe Omalo lernten wir Marc kennen, einen dänischen Motorradfahrer, der seit 16 Jahren als Overlander unterwegs ist.

From Omalo it is a two-hour horse-back ride to the east to reach the village Shenako. The pagan sanctuary (Khati) is located right behind the church.

Von Omalo führt uns ein zwei-stündiger Ritt zur Ortschaft Schenako. Die heidnische Kultstätte (Khati) befindet sich gleich hinter der Kirche.

After another hour we reached the village Diklo, some four km away from the border with Russia (Dagestan). The ruins of Old-Diklo are a reminder of the destruction of the village and the slaughtering of the entire population by an invading army in the beginning of the 19th century.

Nach einer weiteren Stunde erreichten wir Diklo, vier km entfernt von der Grenze zu Russland (Dagestan). Die Ruinen von Alt-Diklo erinnern daran, dass Anfang des 19. Jh. eine Invasionsarmee das Dorf zerstörte und alle Dorfbewohner*innen umbrachte.

Driving from Omalo further to the north one reaches the valley of the Pinkita river, which runs parallel to the Russian border. The first village, Dartlo, is famous for its well-preserved and picturesque ensemble. Next to the village there is a location called Sabtcheo, where in the past the local village council / court met. Twelve elected men and women decided about village matters as well as civil and criminal cases. The two stones in the middle were for the plaintiff and the defendant. The strongest punishment was the expulsion from the village. Near Dartlo we met several other overlanders.

Von Omalo weiter nach Norden fahrend gelangt wir in das Tal des Pinkita Flusses, der parallel zur russischen Grenze fließt. Dartlo, die erste Ortschaft, ist bekannt für ihr guterhaltenes malerisches Gebäude Ensemble. Außerhalb der Ortschaft befindet sich der Sabtcheo, der Richtplatz, wo der Dorfrat bzw. das Dorfgericht tagten, das aus zwölf gewählten Männern und Frauen bestand. Der Rat entschied über Dorfangelegenheiten sowie Zivil- und Strafsachen. Die härtest Strafe war die Verbannung aus dem Dorf. In der Nähe von Dartlo trafen wir eine Reihe von anderen Overlandern.

Driving some 15 km upstream we reached the village Pharsma, which is located on a slope high above the valley. We were lucky as the village was preparing for its annual Atnigenoba village festival, dedicated to the special village god (now called “saint”) celebrated before the beginning of autumn work. Each village selects a special day in August where it celebrates and invites the people of the adjacent villages. Next to the pagan sanctuary – which is off-limits for women – a couple of rams are slaughtered for the meal. Everybody who wants to approach the sanctuary gets some symbolic slaps on the back with wooden swords. For more details see https://tusheti9.webnode.cz/festivals-and-rites/ and https://georgiaabout.com/2012/09/08/about-culture-atengenoba-festival/ . There is also a short black/white video on YouTube https://www.youtube.com/watch?v=mEWydH4XgSA .

Indem wir 15 km weiter talaufwärts fuhren erreichten wir die Ortschaft Pharsma, die auf einem Hang hoch über der Schlucht liegt. Wir hatten Glück, da gerade die Vorbereitungen für das jährliche Atnigenoba Dorffest begannen. Jedes Dorf feiert einmal im August vor dem Beginn der Herbstarbeiten ein großes Fest zu Ehren des Dorfgottes (heute „Heiliger“ genannt), zu dem die Bewohner der Nachbardörfer eingeladen werden. Nahe dem Ort des heidnischen Heiligtums, das von Frauen nicht betreten werden darf, wurden einige Schafsböcke geschlachtet. Jeder der zum Heiligtum hinaufstieg erhielt von den Wachen symbolische Schläge mit Holzschwertern auf den Hintern. Mehr Details dazu unter https://tusheti9.webnode.cz/festivals-and-rites/ und https://georgiaabout.com/2012/09/08/about-culture-atengenoba-festival/ . Auf YouTube gibt es ein kurzes Schwarz/Weiß Video über dieses Fest https://www.youtube.com/watch?v=mEWydH4XgSA .

During the meal men and women are strictly separated – something which is enforced by guards using their wooden swords. A Tamadan (= master of the ceremony) says the toasts setting the tone for the conversation: first topics related to the past, then the present and finally the future. Every year two other families conduct the preparation and cover the cost of the feast. Foreigners are more than welcomed to participate. Food, special beer (brewed out of bread) and local wine are provided in abundance. You will surely have a hang over the next day as it is expected that you drink bottoms-up after each toast.

Beim Essen waren Männer und Frauen strikt getrennt, was von den Ordnern unter Einsatz ihrer hölzernen Schwerter durchgesetzt wurde. Ein Tamadan (=Zeremonienmeister) hält kurze Trinksprüche und lenkt damit den Verlauf der Konversation: Zuerst Themen betreffend die Vergangenheit, dann die Gegenwart und zuletzt die Zukunft.  Die Vorbereitungsarbeiten und die Kosten des Fests werden jedes Jahr von zwei anderen Familien aus dem Dorf getragen. Gäste von auswärts sind immer herzlich willkommen. Essen, ein aus Brot gebrautes spezielles Bier und lokalen Wein gibt es in Überfluss. Ein Kater am nächsten Morgen läßt sich kaum vermeiden, da erwarted wird, dass man bei jedem Toast sein Glas zur Gänze austrinkt.

The meal is followed by role play which addresses the issue of domestic quarrels and domestic violence. In order to understand the context of the issue properly, one has to remember that traditionally not all marriages were consensual and that particularly in winter there was no possibility for a women to flee from an abusive husband. In the role play men and women were sitting on the ground and women tried to jump up in order to escape. Husbands had to catch them and to bring them back to the court where a judge mediated between the arguing couple (reportedly mostly taking the side of the man). The judge, by the way, can be recognized by the big ram testicles hanging around his neck as a symbol of dignity. During the final stage of the village feast sport competitions were performed including a horse racing competition (called “doghi”) - uphill and without a saddle - and a team-building exercise where a group of young men formed a human tower and jointly had to walk up the hill to the pagan sanctuary.

Nach dem Essen gab es ein Rollenspiel, das Ehestreitigkeiten und häusliche Gewalt zum Thema hat. Um den Hintergrund des Problems richtig zu erfassen muss man sich vor Augen halten, dass traditionellerweise nicht alle Ehen Konsensehen waren und es besonders im Winter für Frauen praktisch unmöglich war, vor einem gewalttätigen Ehemann davon zu laufen. In diesem Rollenspiel saßen Ehepaare gemeinsam am Boden bis die Ehefrau zu entwischen versuchte. Die Aufgabe des Ehemannes war es, die flüchtende Ehefrau einzufangen und sie zum Dorfgericht zurückzubringen, wo der Richter zwischen den streitenden Eheleuten zu vermitteln versuchte (meist ergriff er dabei die Seite des Mannes). Den Richter erkennt man übrigens an den Widder-Hoden, die er als Ausdruck seiner Würde um den Hals trägt. Das Feste wurde mit zwei Sportwettbewerben abgeschlossen: Ein Wettreiten (“doghi” genannt) ohne Sattel vom Tal hinauf zum heidnischen Heiligtum und als Team-Building-Übung die Errichtung eines menschlichen Turms, wobei die jungen Burschen langsam den Hang zum Heiligtum hinaufgehen mussten.

Driving another 5 km up the valley we reached a village called Girevi where the gravel road ends. As there are several abandoned old villages nearby, the village feast in and around Girevi does lasts not one but three days. In Girevi particularly the horse race is a serious event.

Wer das Tal 5 km weiter hinauffährt kommt zur Ortschaft Girevi, wo die Schotterstraße endet. Da es rund um Girevi mehrere verlassene Ortschaften gibt dauert das Dorffest hier gleich drei Tage. Besonders das Pferderennen wird hier sehr ernst genommen.

The last village of the valley called Chontio can be reached only by foot. The settlement had been abandoned already in the 19th century. Two days of walking further up the valley, there is the Asunto Pass which we climbed a few weeks later from the Shatili direction (see our blog https://www.oskarlehnertravel.news/indexs#/georgia-2-shatili-and-kazbegi/ ).  Because of its exposed location - Chontio was the first village to be attacked in case enemies came from Chechnya - the village was particularly fortified. Due to the picturesque landscape this village feast (organized by people from Girevi) has been particularly impressive. The images showing the slaughtering of the approx. 15 rams may be shocking. However, one should keep in mind that these animals at least had a decent life compared to animals raised in overcrowded stalls in Europe.  The slaughtering of the sheep always followed the same procedure: After the blessing with a candle the throat of the ram was slit and the head cut off. After the skin had been pulled off, the intestines were removed and the meat was cut into pieces. The whole process did not last more than 15 min.

Chontio, die letzte Ortschaft im Tal, ist bereits im 19. Jh. aufgegeben worden und kann nur durch einen einstündigen Fußmarsch erreicht werden. Zwei Tagesmärsche talaufwärts liegt der Asunto-Pass, den wir einige Wochen später von Shatili aus bestiegen (siehe dazu unseren Reiseblog https://www.oskarlehnertravel.news/indexs#/georgia-2-shatili-and-kazbegi/ ). Wegen seiner exponierten Lage - Chontio war das erste betroffene Dorf im Fall eines Angriffs aus Tschetschenien - wurde dieser Ort besonders stark befestigt. Wegen der tollen Landschaft war dieses Dorffest (veranstaltet von den Leuten aus Girevi) besonders eindrucksvoll. Die Aufnahmen von der Schlachtung  / Schächtung der rund fünfzehn Hammel mag schockierend sein. Man sollte dabei aber auch bedenken, dass diese Tiere wohl ein wesentlich besseres Leben hinter sich haben als jene, die – wie es bei uns in Europa oft der Fall ist – ihr Leben lang in Ställen gehalten werden. Die Schlachtung der Widder folgte immer dem gleichen Muster: Nach der Segnung mit einer brennenden Kerze wurde dem Tier die Kehle durchgeschnitten und der Kopf abgetrennt. Nach dem Abziehen des Fells erfolgte das Ausweiden und Zerlegen des Fleisches. Der ganze Vorgang dauerte nicht mehr als 15 min.

Shepherds protect their cattle with the help of Caucasian shepherd dogs, which are particularly strong. In order to have an advantage when fighting with wolves many owners crop the dogs’ ears. When approaching a herd, one needs to be cautious as dogs in Tusheti can be particularly protective and aggressive. I made my own experiences. When taking a photo of two fighting dogs I got bitten by one of them (it wasn’t any of the dogs on the photos). As we were a day’s travel away from the next hospital and I had my Rabies shots we decided to treat it “conventionally” by pouring some Chacha (Grappa) over the wounds as well as drinking some of it. In addition Ursula applied DMSO (Dimethyl sulfoxide) on the wound, somebody from the village poured hydrogen peroxide over it, another neighbour applied iodine and a third one cleaned the injury with soap. Meanwhile the healing process is completed and I rely on the slogan “chicks dig scars”. 

Die Hirten schützen ihre Herden durch kaukasische Hirtenhunde, die besonders kräftig sind. Vielfach schneiden die Besitzer den Hunden die Ohren ab, damit sie im Kampf mit Wölfen einen Vorteil haben. Bei der Annäherung an eine Schafherde soll man vorsichtig sein, da die Hunde in Tuscheti besonders aggressive sein können, wenn man der Herde zu nahe kommt. Dass mit den Hunden nicht zu spaßen ist musste ich selbst erleben: Als ich zwei raufende Hunde fotografieren wollte wurde ich von einem gebissen (es war keiner von den abgebildeten). Da wir rund eine Tagesreise vom nächsten Krankenhaus entfernt waren und ich gegen Tollwut geimpft bin haben wir die Wunde „konventionell“ behandelt: Erster Schritt Schnaps („Chacha“) – innerlich und äußerlich angewandt; anschließend Auswaschen der Wunde mit DMSO (Dimethylsulfoxide, verabreicht von Ursula), dann Behandlung mit Wasserstoffperoxid (zur Verfügung gestellt von einem Dorfbewohner), dann Jod (vom nächsten Dorfbewohner) und anschließend Reinigung mit Seife (auf Rat eines dritten Dorfbewohners). Mittlerweile ist die Wunde verheilt und ich vertraue auf den Spruch: „Wahre Helden erkennt man an ihren Narben“.

The following days we spent in the valley of the Gomotsris river. The village Bochorno, located at 2,345 m / 7,694 ft, is Europe’s highest permanently inhabited settlement. The only person permanently living there is Dr. Irakli, a medical doctor, who is also living in the house his birth during winter, providing medical assistance to the approx. 40 persons who remain in the various villages of Tusheti. in winter The only possibility to visit them is by using snow shoes. We had a long chat with him about what it means to live completely alone for six months under these conditions. Asked what is the secret of his physical fitness he laughed: “Three cups of Chacha (Grappa) per day, one in the morning, one at lunch time and one in the evening”.

Die folgenden Tage verbrachten wir im Tal des Gomotsris Flusses. Dort befindet sich auf 2.345 m die Ortschaft Bochorno, das höchst gelegene Dorf Europas, das ganzjährig besiedelt ist. In ihr lebt als einziger Einwohner der 82 Jahre alte Arzt Dr. Irakli auch den Winter über in seinem Geburtshaus und betreut die ca 40 Personen, die während der kalten Jahreszeit verstreut in den verschiedenen Dörfern Tuschetis wohnen. Als Fortbewegungsmittel dienen ihm Schneeschuhen. Wir hatten ein langes Gespräch mit ihm darüber, was es bedeutet, sechs  Monate unter diesen Bedingungen völlig allein zu leben. Als wir in fragten, was das Geheimnis seiner außergewöhnlichen physischen Konstitution sei lachte er und antwortete: „Ein Glas Chacha (Grappa) jeweils am Morgen, zu Mittag und am Abend“.

The next village Ducho is located on a ridge half way down to the bottom of the valley.

Das nächste Dorf Ducho liegt weit unten im Tal auf einem Bergrücken.

Driving further west the road again became more challenging offering an interesting river crossing. The village Koklata was the point where we finally turned back.

Wir fuhren weiter in Richtung Westen und die Straße wurde wieder schwieriger einschließlich einer interessanten Fluss Querung. Das Dorf Koklata, die letzte bewohnte Ortschaft, war der Punkt, wo wir schließlich umdrehten.

We shared a wild camp site with some Georgian fishermen and enjoyed their hospitality. Driving a 35-year old Lada Niva they knew exactly what to do in order to repair the fuel pump in the middle of nowhere. Meanwhile brave Ursula used the cold river water to do our laundry.

Wir teilten uns einen geeigneten Lagerplatz mit einigen georgischen Fischern und genossen ihre Gastfreundschaft. Sie fuhren einen 35 -Jahre alten Lada Niva und waren in der Lage, mitten in der Pampa die lecke Benzinpumpe zu reparieren. Währenddessen nutzte Ursula das kalte Gebirgswasser, um unsere Wäsche zu waschen.

Georgians are gifted beekeepers and everywhere one can find apiarists doing their work. Some even move their beehives on trailers from one location to the other.

Die Georgier*innen sind begeisterte Bienenzüchter*innen und überall stößt man auf Imker*innen. Manche transportieren die Bienenstöcke sogar auf mobilen Anhängern von einem Ort zum anderen.